Kreisheimatpfleger Dr. Leonhard Bürger führt durch die Saußbachklamm
Eine historische Führung durch die Saußbachklamm fand am vergangenen Samstag statt, zu der der Heimat- und Museumsverein Waldkirchen in Kooperation mit der Waldvereinssektion Dreisessel einlud. Kreisheimatpfleger Dr. Leonhard Bürger lieferte dazu jede Menge Hintergrundwissen vom Naturerlebnis Saußbachklamm am rauschenden Wildbach.
Nur unweit von Waldkirchen kann man in eine Klamm eintauchen, die einen vom Alltag wegtreibt und völlig in die Natur eintauchen lässt. Kinder kommen dabei ebenfalls auf ihre Kosten, denn die Wege wirken verwunschen und Felsen und umgestürzte Bäumen laden zum Klettern ein. Und das direkt vor der eigenen Haustür. In jahrtausendelanger Arbeit verrichtete hier der Saussbach sein Werk. Dabei blieben riesige Granitblöcke zurück, die trotzig dem rauschenden Wasser entgegenstehen. Ein Naturschauspiel, in dem der üppige Pflanzenbewuchs ringsum Kulisse ist.
Beginn der Führung war die Saußmühle, wo zunächst die jeweiligen Vorsitzenden, Christian Seidel vom Heimat- und Museumsverein und Walter Bermann, Vorsitzender der Waldvereinssektion Dreisessel sowie Kreisheimatpfleger Dr. Leonhard Bürger 50 große und kleine Teilnehmer begrüßten. Hier startete auch die Wanderung in die Saußbachklamm mit ihrer tief eingeschnittenen Schlucht. Doch bevor aufgebrochen wurde, gab Christian Seidel zur Einstimmung ein Gedicht über die Saußbachklamm zum Besten, das 1905 im Waldkirchner Anzeiger veröffentlicht wurde.
Der historische Saußbach war schon sehr früh menschlich geprägt, erklärt Bürger. Bereits 1900 wurde der Wanderweg durch die Waldvereinssektion Waldkirchen unter Hauptlehrer Brandl und Apotheker Ilgmeier zunehmend gepflegt, indem sie Bänke, Brunnen mit Trinkwasser anlegten. Bereits seit der Jahrhundertwende war für die Waldkirchner Bevölkerung die Klamm ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Auch die wirtschaftliche Nutzung begann dann aber auch schon sehr früh. Geplant wurde 1924 ein E-Werk, das 1951 mit dem Bau des heutigen Gebäudes bei der Saußmühle verwirklicht werden konnte.
Beim kurzen Aufstieg erklärte Bürger, dass dieser Wanderweg 1932 in einem schlechten Zustand war. Es wurde sogar ein Aufruf zur Mithilfe zur Wiederinstandsetzung gestartet. Unter der Formation von Richard Hirsch, Kaufmann Garhammer und Apotheker Fehn wurde die Saußbachklamm 1939 unter Naturschutz gestellt. Bis heute gibt es kaum eine Veränderung des Laufes und des Wanderweges. Bürger zeigte alte Fotos, die zusätzlich als Anschauungsmaterial dienten. Im Mai 1950 wurde die Klamm erstmals gastronomisch genutzt, als die Adalbert-Hütte eröffnet wurde. Im September desselben Jahres übernahm Rudolf und Therese Wiedl die Hütte. Im Juni 1952 erfolgte die Zwangsvollstreckung des sogenannten Hexenhäusl. Noch in den 1950er Jahren verschwindet es. Dadurch weiß man heute auch den Standort in der Kurve vor der Haller-Alm. 1932 erbaute Martin Haller eine Sommerhütte, die zunächst landwirtschaftlich genutzt wurde. Bereits 1956 wurde durch Pauline Streidl eine Schankwirtschaft angemeldet, die 1968 von Hedwig Roßmüller übernommen wurde. Ab 1970 wurde und wird die Haller-Alm von der Familie Auer bewirtschaftet.
Für die Teilnehmer ging es dann weiter zum Ilgmeier Gedenkstein. Ausführlich schilderte Bürger der Gruppe, was es mit diesem Stein auf sich hat. Die Familie Ilgmeier war führende Kraft der Waldvereinssektion Waldkirchen und somit auch bei der Instandsetzung der Saußbachklamm maßgeblich beteiligt. Für den verstorbenen Ludwig Ilgmeier wurde 1911 ein Gedenkstein errichtet, der von Postmeister und Bildhauer Franz Biber enthüllt wurde.
An der Stauwehr angelangt, wurden den Teilnehmern viel Wissenswertes über diese Befestigung vermittelt. Wie der Kreisheimatpfleger anführt, entstand diese bereits mit dem Ringmauerbau. Im Urkataster der 1920er Jahre kann man die Stauanlage etwas oberhalb der heutigen Anlage ausmachen. Bereits um 1900 befand sich das Freibad im Wehrbereich der Klamm. Der Badebetrieb erfreute sich reger Beliebtheit, aber nicht jeder hatte daran Gefallen. „Unsitte des gemeinsamen Badens der Geschlechter“ wurde von P. Untergeher 1921 angeprangert. Eine Badeverordnung wurde eingeführt, bei der die Benützung der geschlossenen Kabinen nur Frauen und Mädchen gestattet war. Die Badefrau war berechtigt, Zuwiderhandelnde aus dem Bad zu verweisen“. Ab 1935 entstand das neue Freibad beim Fischerhäusl.
Dann führte der Weg entlang des Triebwerkkanals zum Graben, dem ältesten Ortsteils Waldkirchens außerhalb der Ringmauer. Die Besiedelung begann wohl im 16. bis 17. Jahrhundert und war geprägt von der Wasserleitung entlang der Straße. Bei der Grabenkapelle wurde Station gemacht, die in der Zeit eines der ältesten Anwesen am Graben war. Der Waldkirchner Anzeigen berichtet 1933, „dass die Kapelle am Graben baufällig geworden ist und abgetragen werden muss. An ihrer Stelle entsteht zur Zeit eine neue Kapelle, in Form und Maßen gleich der alten. Die Bautätigkeit am Graben hat allenthalben Interesse an der Graben-Kapelle geweckt und im besonderen wird die Frage des öfteren gestellt, wie alt wohl die Kapelle geworden ist. Da gibt uns Anton Prandstätters Heimatbuch genauen Aufschluß: Von den fünf Kapellen, die für die Fronleichnamsprozession erbaut wurden, ist die älteste die Kapelle am Graben“. Bevor die Teilnehmer wieder zum Ausgangspunkt eilten, bedankte sich Christian Seidel bei Dr. Leonhard Bürger für seine Exkursion durch die Saußbachklamm. Sein fundiertes Wissen zum geschichtlichen Hintergrund hat die Teilnehmer natürlich wieder mal sehr beeindruckt.









Text: Jutta Poth
Bilder: Jutta Poth, Lilly Vos, Markus Garnitz