Am Sonntag um 8 Uhr Früh treten 24 Frühaufsteher und eine sehr gute Busfahrerin die Reise nach Bayerisch Kanada an. Wir besichtigen gemeinsam mit der Waldvereinssektion Freyung die „Gläserne Scheune“ in Rauhbühl, 5 km nordöstlich von Viechtach. Herr Rudolf Schmid und seine Frau Gretl erwarten uns bereits. Wir erleben das Lebenswerk des Künstlers Rudolf Schmid und sind verzaubert und beeindruckt von der Vielfalt der insgesamt sieben monumentalen Glasgemälde. Wir bewundern das Gesamtkunstwerk mit über 220 qm bemalten Glasflächen, riesigen Holzschnitzereien, Bildern, Skulpturen und wunderschönen Glasschmuck aus der eigenen Werkstatt der Tochter Frau Thöner. Frau Schmid erzählt uns den Werdegang der Gläsernen Scheune von der Entstehung bzw. Kauf bis zur heutigen Vollendung. Sie weiß spannende Geschichten und Legenden über den armen Heigl, den legendären Waldpropheten Mühlhiasl, die Drud, die Prophezeiungen und gar schaurigen Mythen die teilweise auch noch heute von den abergläubischen Einwohnern vom Woid geglaubt werden. Tja, und wer ist der König von Rauhbühl – natürlich der Künstler der ganzen Meisterwerke „Rudolf Schmid“. Er ist fast 85 Jahre alt, sieht aus wie ein durchtrainierter 75er mit viel Humor, erzählt uns von seinen Reisen nach Spanien und wir dürfen auch seinen Turm mit der gläsernen Bilderreihe des spanischen Heldenliedes El Cantar de mio Cid bewundern. Cid oder mit bürgerlichen Namen Rodrigo Diaz de Bivar lebte von 1043 bis 1099 in Valencia und inspirierte Rudolf Schmid zu einem wunderbaren Kunstwerk.
Nach 2 Stunden verabschieden wir uns und fahren ins Restaurant „Schützenhaus“ wo wir hervorragend bedient und mit leckeren Speisen verwöhnt wurden. Diesen Familienbetrieb kann man nur weiterempfehlen.
Gut gestärkt treffen wir uns zu guter Letzt mit Karl Reitmeier von der Waldvereinssektion Viechtach und starten zur historischen Wanderung durch den alten Stadtkern von Viechtach. Wir erfahren vom keltischen Ursprung der Sprache der Viechtacher, von ehemaligen Burgen, Rittern, Grafen von Bogen und Markgrafen von Cham. Wie die Kirche St. Augustin erweitert wurde und wo der Turm heute zu finden ist. (mitten in der Kirche als Aufgang zum Chor) Auch ein Beinhaus mit schaurigen Totenköpfen in der Kapelle befindet sich hinter der Kirche in der ehemaligen Kirchenburg. Mittelalterliche Kunst, Reste aus der Romanik und Gotische Häuser mit Kreuzrippengewölben lassen uns ahnen wie Viechtach früher mal ausgesehen hat. Das alte Rathaus aus dem Rokoko wurde renoviert und wie wir erfahren durften die Häuser wegen der Brandgefahr nicht höher als 2 Stockwerke sein.
Um 15.30 Uhr verabschieden wir uns von Herrn Reitmeier, bedanken uns für die ausführliche Führung und verlassen Bayerisch Kanada. Bestimmt werden wir wieder einmal zurückkehren und vielleicht fahren wir dann mit einem Kanu auf dem schwarzen Regen und freuen uns über die wunderbare Natur unseres Bayerischen Waldes.
Bericht: Lilly Vos
Fotos: Maria Garnitz, Lilly Vos